Eigentlich unheimlich

passivistMitarbeitende, die Vorgesetzte nicht auf ihre Fehler aufmerksam machen, Pendler, die sich nicht trauen, maximal ausgedehnte Fahrgäste zu Bescheidenheit und Rücksicht anzuhalten, Mitmenschen, die nicht oder dann just aus Protest gegen das Falsche von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, Leute, die zum Voraus wussten, wie etwas herauskommt, es aber erst hinterher schon immer gesagt haben wollen – sie alle sind die schweigende Mehrheit. Sie alle sind mir unheimlich.

Zwar ist mir die schweigende Mehrheit unheimlich noch lieber als heimlich, aber schlecht find’ ich sie trotzdem. Denn sie stellt in der Politik Sinn und Nutzen der Demokratie in Frage, führt diese bisweilen ad absurdum: mit 42 % Stimmbeteiligung lässt sich ein «Mehrheitsentscheid» nicht wirklich legitimieren. Sie sabotiert Geschäftsprozesse, denn auch hier zählen Erfahrung und Ideen. Auch hier tragen die Stimmen aller Mitarbeitenden zum Geschäftserfolg bei. Oder eben nicht.

Hat dieses Unbeteiligte mit fehlendem Verantwortungsbewusstsein zu tun? Mit Angst vor der Verantwortung? Mit mangelnder Solidarität, wenn man meint, von einem Entscheid nicht selber unmittelbar betroffen zu sein? Mit Angst, es könnte Konsequenzen wie Jobverlust, gesellschaftliche Ausgrenzung oder anderes zur Folge haben?

Besonders ätzend wird die schweigende Mehrheit dann, wenn es zu spät ist: Wenn sie sich äussert, nachdem etwas schief gegangen ist. Das ist wie Nachtreten, genauer gesagt, wie wenn man jene Ärsche treten wollte, in die man zuvor gekrochen ist.

Mehr Mut. Dann kommt es gut. Mindestens mit dem eigenen Selbstwertgefühl.

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