Ein Traum von einem Träumer.

Träumt man eigentlich noch, wenn man alt ist? Oder gehen mir die Träume aus, wenn ich alt werde? Wenn ich alt werde. Eigentlich kann ich schon heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob ich träume oder nicht. So oft stehe ich nachts auf. Früher stand ich auf, um mich aus einem unangenehmen Traum zu reissen. Aber heute schlafe ich nicht lange genug am Stück, um einen Traum zu entwickeln und ihn mir auch noch zu merken. Vielleicht träume ich ja noch und vergesse bloss alles, sobald ich aufwache.

Und wenn ich alt bin? Träume ich dann nicht mehr, sondern lege mich bloss noch hin und verschwinde im Dunkeln?

Und wenn ich aufwache? Gehen mir die Träume, meine Träume auch im Wachzustand aus? Das wäre dann auch dunkel, bloss ein wenig heller.

Ich vermisse das Fliegen. Früher fürchtete ich mich davor. Denn in meiner Kindheit war es – wenn es nicht einer meiner wiederkehrenden Alpträume war – mehr ein Stürzen. Und es dauerte lange, bis ich den Bogen raus hatte und mich Abend für Abend auf den Schlaf und auf den nächsten Flug freute. Meine Eltern mochten sich gewundert haben, wenn ich so früh zu Bett wollte. Sie träumten vielleicht nicht oder nicht so, wie ich es tat. Sie haben jedenfalls nie erzählt, ob oder was sie geträumt hatten. Ich kenne keinen einzigen Traum meiner Eltern. Ich weiss nur, dass es für sie so, wie es war, nicht richtig war. Sonst hätten sie wohl kaum ständig versucht, etwas zu ändern.

Und ich? Heute Nacht wurde mein Traum – eben in Fahrt gekommen und kurz vor dem Abheben – von einer Mücke gestochen.

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