Immun? Und solidarisch?

Ich weiss nicht, wie es euch geht. Ich hoffe, gut. Ich weiss nicht, wie es euch geht. Aber ich habe viele Fragen. Ungeordnet. Vor allem im Zusammenhang mit Covid-19 und der Möglichkeit, sich dagegen zu immunisieren. Dabei bin ich weder Impf-Gegner noch -Befürworter. Darum geht es nicht. Aber es könnte sehr bald darum gehen, dass unsere Gesellschaft vor einer weiteren Zerreissprobe steht.

Jede und jeder ein Medium.

Es reicht. Mir reicht ‘s. Was derzeit auf den asozialen Medien passiert, killt meine Lust, mein Modem überhaupt zu starten. Seit Monaten lamentieren erwachsene Menschen auf Facebook und Twitter, als wären sie 20-jährige, noch nicht richtig ausgebildete Kifferhirne, nur fähig zu idiotischen Verschwörungstheorien und jammerläppischen Klagen über die lästigen, aber dennoch sinnvollen Masken. Ja, das habe ich mit meinen Freunden früher auch gemacht. Aber das ist sehr lange her und wurde von bewusstseinsverrückenden Störungen begleitet, lange bevor sich mein Hirn überhaupt einen einigermassen adäquaten Begriff von «Hirn» machen konnte. Dieser Teil von uns Menschen wird oft auch als Denkapparat bezeichnet. In jungen Jahren ist er aber weit entfernt von dem, was in dieser Bezeichnung mitschwingt: parat. Aber im Channeling waren wir alle Weltmeister_/*innen.

Bohrende Fragen.

Seither habe ich – durch ganz normales Nachdenken – eines über mich gelernt: Abgesehen davon, dass es schwierige Fragen gibt, die sich mir einfach nur stellen und ich mich ihnen, gibt es auch noch Fragen, die bohren. Im Unterschied zu ersteren sind bei letzteren Hirn und Herz involviert. Als da wären: Würde ich tatsächlich immun, wenn ich mich impfen liesse? Würde ich durch die Impfung von der Maskenpflicht befreit? Würden für mich auch andere Regeln wie Auftrittsverbote, Versammlungsverbote oder Personenlimiten nicht mehr gelten? Oder anders: Wenn beispielsweise die Maskenpflicht für Geimpfte entfiele, woran liessen sich Geimpfte von Maskengegnern unterscheiden? Das mit dem Markieren sollte seit dem letzten Mal eigentlich gegessen sein…

Zerreissprobe.

In der Folge stellen sich noch weitere bohrende Fragen: Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, dass einige sich impfen lassen und andere nicht? Und was passiert, wenn so nur ein Teil der Bevölkerung immun würde? Würden die Massnahmen nur zum Teil, nur für einen Teil oder gar nicht gelockert? Würden dann Stimmen laut, dass die Geimpften nicht wegen jenen, die anderer Meinung sind, unter den Massnahmen «leiden» wollen?
Ich habe keine Erfahrung, mit der ich die heutige Situation vergleichen und also einordnen könnte. Meine Generation wurde in eine Zeit geboren, in der Massenimpfungen gegen Masern und Di-Te-Per keine Diskussion mehr waren, sondern Standard. Was dem vorausgegangen war, weiss ich einfach nicht und kann es auch deshalb auch nicht nachfühlen.

Freiheit oder Dummheit?

Lange hegte ich die Hoffnung, die Menschen unterhielten sich nur über die Maskentragpflicht, wie sie früher – in Ermangelung eines besseren Themas – übers Wetter redeten. Weit gefehlt: Sie meinen es ernst. Und viele tun so, als wären Masken so einschränkend wie Rollstühle (bzw. rampenlose Bauten). Oder Einarmigkeit in Folge eines Unfalls. Als wäre ein Stück Stoff oder Papier für ein Jahr im Gesicht auch nur annähernd so freiheitsberaubend wie das lebenslange Aussperren bestimmter Menschen durch eine Architektur, die nicht an sie denkt.
Wie bereits festgestellt: Parat ist der Denkapparat und damit das kollektive Bewusstsein offensichtlich noch immer nicht.

Die Stimme des Volkes.

Nicht nur social media, sondern auch die Kommentarspalten der News-Portale sind voll von Herrn und Frau Schweizer. Kommentare, die mit «Es kann doch nicht sein, dass… (SVP-Anhänger, ihre Räte kopierend)» oder «Seien wir ehrlich!» beginnen, gefolgt vom Anspruch, für die ganze Bevölkerung zu reden und nichts als die Wahrheit zu sagen, «damit das einmal gesagt ist!». Noch schlimmer sind aber jene, die «Wacht endlich auf!» rufen bzw. in GROSSBUCHSTABEN schreiben.

Doch am schlimmsten ist, eine ganze Gesellschaft mit solch bohrenden Fragen allein zu lassen. Aber vielleicht beschäftigen sie auch nur mich.

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