Gegen «Kultur» ist kein Kraut gewachsen.

Ich bin kein Freund von Duden. Aber wenn er mir recht zu geben scheint, finde ich ihn schlicht grossartig. Schlage ich beispielsweise im Bedeutungswörterbuch «Kultur» nach, erhalte ich gemäss Duden folgendes Resultat:

BEDEUTUNGSÜBERSICHT

    1. Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung
    2. Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen
    1. Verfeinerung, Kultiviertheit einer menschlichen Betätigung, Äußerung, Hervorbringung
    2. Kultiviertheit einer Person
    1. (Landwirtschaft, Gartenbau) das Kultivieren des Bodens
    2. (Landwirtschaft, Gartenbau) das Kultivieren
  1. (Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft) auf größeren Flächen kultivierte junge Pflanzen
  2. (Biologie, Medizin) auf geeigneten Nährböden in besonderen Gefäßen gezüchtete Gesamtheit von Mikroorganismen oder Gewebszellen

Die Gesamtheit, Verfeinerung, bis hin zu den landwirtschaftlichen und biologischen Begrifflichkeiten, kann ich alles unterschreiben. Wenn es die Summe von allem ist, ist meine Kultur auch nicht besser als deine, sondern als Ergänzung des Ganzen zu verstehen. Wenn Kultur als Ganzes gemeint ist, gibt es folglich keine Kulturfremden, keine Kulturfernen. Alles, was neu hierher kommt oder importiert wird, ist fortan Bereicherung, Ergänzung und harmoniert, kontrastiert und relativiert bestehendes, je nachdem, wie wir damit umgehen.

Kappeler Milchsuppe statt mentaler Röstigraben

Vor diesem Hintergrund müssten all die Debatten um förderungswürdige Kultur und solche, die es nicht sein soll, in sich zusammenbrechen. Jedes Fest wäre willkommen, jede Plattform ein willkommener Anlass, sich zu treffen, sich auszutauschen und zu diskutieren, sich miteinander zu freuen.
Würde sich diese Auffassung durchsetzen, wäre dies das Ende der Unterscheidung zwischen Hoch- und Breitenkultur. Snobs und Ignoranten aller Art müssten sich fortan um andere Merkmale (und echte Leistungen) bemühen, um sich von anderen zu unterscheiden.
Ausserdem würde sofort klar, das «multikulti» nichts weiter ist als ein dümmliches Schimpfwort, einzig dafür geschaffen, auf Unterschiede hinzuweisen, statt auf Gemeinsamkeiten.

Der Wert von kulturellen Anlässen

Konsequenterweise könnte man sich dann die Diskussionen, ob denn nun die Denkanstösse eines kritischen Theaterstückes gesellschaftlich höher einzustufen seien, als das Lachen an einem Dorffest, einfach sparen und die Zeit nutzen um weitere Ideen zu entwickeln, Mittel zu sprechen und das zu fördern, was zu Integration, Identifikation, Bildung, Gesundheit und Sicherheit beiträgt: Kultur.

Gut möglich, dass sich die Bevölkerung und damit die Politik von links bis rechts des öfteren dazu durchringen könnte, Budgets gutzuheissen, die steigende Investitionen in die Kultur vorsehen. Schliesslich bereiten wir damit den Boden vor, auf dem die uns nachfolgenden Generationen wachsen und gedeihen. Wir haben die Wahl, ob dieser mit Blut & Boden assoziiert oder mit Schweiss vom Tanzen bewässert und durch Lachen aufgelockert werden soll.

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