Zum Welttag der Poesie

| Habich heute beim Ausmisten gefunden. Von 1981. |

Ich schaue
in deine Augen
nicht zu tief,
aber immerhin
soweit
ich sehen kann,
sehe ich sowieso nur
ein Spiegelbild von dem,
was ich sehen will.

Ich glaube,
ziemlich hingerissen
zu sein,
von deinem Lächeln,
aber auch von deinen Gefühlen,
die mich,
soweit ich das beurteilen kann,
aufwühlen, nicht zu sehr,
doch so stark,
dass ich es in jedes Klo
kritzeln möchte.

Ach.

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Vom lachenden und vom weinenden Auge.

Ich leide nicht Hunger in der Dritten Welt, werde nicht zwangsweise auf unbestimmte Zeit ins Militär eingezogen, habe keine traumatische Flucht übers Mittelmeer hinter mir, kurz: ich jammere wohl auf hohem Niveau, wenn ich nach drei kurz aufeinander folgenden Vollnarkosen den hoffentlich nur temporären Verlust meines Namensgedächtnisses beklage. Oder das Verschwinden der Selbstverständlichkeit des Lebens. Oder den Abschied von einem Körper, der ohne Ende Treppen steigen konnte. „Vom lachenden und vom weinenden Auge.“ weiterlesen

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Ganz populistisch.

Ich schicke voraus: Die aktuelle Spannweite der SP von links bis rechts von links ist völlig ok, inkl. der Kompromisshaltungen, die Exekutiv-Ehren mit sich bringen und Opfer, die im Sinne der Konkordanz erbracht werden müssen. Nicht ok sind Alleingänge die unter dem Titel «Die Mehrheit steht hinter mir, auch wenn sie von einer anderen Partei kommt!» durchgezogen werden. Es gibt andere Möglichkeiten, eine Partei mehrheizfähig zu machen. Zur Zeit wird auf der linken Seite nur eine in Betracht gezogen. Bezüglich Asylpolitik ist das jene, „Ganz populistisch.“ weiterlesen

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Leben 2.0 – erster Tag :-)

Im Morgenblauen, an meinem 54. Geburtstag, dämmert mir so manches. Zur Hauptsache eines: Heute beginnt Leben 2.0. Mit allem drum und dran. Mit nur einer Niere zwar, aber was für einer – nierly new! Es wird vielleicht nicht jeder Tag ein Feuerwerk. Aber Feuerwerk gibt ‘s ganz bestimmt. Verrückt, nach einem Hammer Jahr, drei bangen Monaten, vier Stunden Operation und neun Tagen Spitalaufenthalt spaziere ich heute mit Sevencut statt Sixpack heim, zu Familie und Freunden. „Leben 2.0 – erster Tag :-)“ weiterlesen

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Reformorientiert oder Wischi-Waschi?

Meine Reaktion auf die ersten paar Zeilen des zur Diskussion gestellten Papiers der «reformorientierten» SP-Exponenten war ganz ähnlich wie jene von Daniel Foppa (oder Fauxpas?), seines Zeichens Zuspitzer, Hochjubler und Thronstürzer beim Tages-Anzeiger.

Er findet, dass das Papier die heissen Themen «Asyl» und «Sicherheit» (Beachte: die Presse nennt diese manchenorts in einem Atemzug) ausklammere und da, wo es Stellung beziehe, bleibe es dünn und vage. Immer dieselben Denkfehler! „Reformorientiert oder Wischi-Waschi?“ weiterlesen

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28.02.17 – NO SMOKING

Meine bislang letzte Zigarette.

Was sind schon fünf rauchfreie Tage im Vergleich zu 38 Jahren mehr oder weniger von Dunst umwölkt und Rauch durchwirkt? Eigentlich nur ein Nebelschauplatz.
Ich bin vorsichtig. Nicht nur, weil ich konkret spüre, wie etwas an mir nagt, das ich nicht tue: Am 23. Februar, dem Tag der Operation, habe ich mit dem Rauchen aufgehört.
Ich hielt es für eine gute Gelegenheit, vor allem, weil ich dachte, dass ich ja eh im Bett liegen und schlafen würde, dröge von den Medikamenten, müde und gedämpft von den Strapazen. Doch weit gefehlt. „28.02.17 – NO SMOKING“ weiterlesen

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Das Wort zum Sonntag

26.02.17: Hilft sprechen gegen die Angst? Und hilft es Menschen, die allein hier eintreffen, wenn sie pausenlos in ihr Telefon reden? Wer hat Angst? Vor einem Befund. Vor dem Verlust eines geliebten Menschen. Vor den möglichen Einschränkungen, die eine Krankheit künftig haben kann.

Ich habe keine Angst. Warum das so ist, weiss ich nicht. Ich bin müde. Sehr sogar. Und das kann ich mir sehr gut erklären. Ich stehe in krassem Gegensatz zur Geschäftigkeit, zur Unruhe und Mitteilsamkeit um mich herum.
a) Habe ich das so kommen sehen? Nein.
b) Habe ich es in Kauf genommen? Ja.
c) Hätte ich etwas anders machen und es so verhindern können?
Selbstverständlich und vielleicht.
d) Habe ich es gewollt?

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GENESIS – IV

Fr, 24.02.17 – TUMORLOS: Piep-piep-piep … ich bin noch ich. Und erleichtert. Um geschätzte 200 Gramm Nierchen und einen fiesen kleinen Tumor. Und tonnenweise Steine, die mir vom Herzen fallen. Noch nichts gegessen. Und Medikamente, die dizzy und groggy und … anderes machen. Kann mal jemand den Hamilton-Filter wegmachen, bitte?

Sa, 25.02.17 – SCHNARCHATTACK: Kaum zu glauben, welchen Lärm zwei Männer mitten in der Nacht veranstalten können. Tja, irgendwann falle ich wohl einfach in Ohnmacht. Am Morgen erstmals aus dem Bett. Woo-uuu – mein künstlicher Horizont ist ziemlich flexibel. Und obwohl ich  noch immer nichts gegessen habe, habe ich fast 4 Kilo zugenommen! Alles Wasser.

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Abenteuer III

Do, 23.02.17 – ORIENTIERUNGSLOS, MIT ZIEL: Das Warten hat bald ein Ende. Ich danke allen für die guten Wünsche, die sie mir auf allen Kanälen geschickt haben. Ich bin überwältigt. Dann kommt meine Pflegerin … danke, ich nehme die kleine rote Pille. Ja, das Kreuzchen ist an der richtigen Stelle, auf der rechten Seite. Mann, bin ich nüchtern. Hat jemand eine Zigarette? Ach, im OP wird nicht geraucht? Kennen wir uns?

Ich werde wohl bis zum nächsten Morgen weg vom Fenster sein. Eine gute Gelegenheit, künftig auch noch die letzten paar Zigaretten vom Tagesplan zu streichen.

A bientôt.

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Ausnahmezustand II (Fortsetzung folgt)

Di, 21.02.17AUFNAHMEZUSTAND: Heute noch alles erledigen. Naja, wenigstens das Nötigste. Dass der Tag näher kommt, merke ich auch daran, dass ich a) bereits jeden dritten Gedanken an die OP verschwende und b) so seltsame Ideen habe wie «Robert de Niere» oder «Menu: Fegato alla veneziana.» Müsste nicht sein. Auch nicht das Wort «ruiniere». Was soll’s? Ich schaue noch den Raben zu.

Mi, 22.02.17 – PACKEN: Wieviele T-Shirts braucht man im Spital? Lange oder kurze Trainerhosen? Brauche ich Duschzeug? Duschen mit Löchern, öhm. Brauche ich meinen Laptop?
Eintreffen im USZ, kahle Gänge, Menschen mit Infusionen am rollenden Spiess. Gespräch mit der Anästhesistin, inzwischen schon fast Routine, Risiken und Nebelwirkungen, ja, ich weiss. Gespräch mit dem Operateur, Gespräch mit der Pflege, vor allem über das «nachher».
Ich habe kaum Zeit, mit der Kamera die kargen Flure zu filmen. Und zum Schluss habe ich Glück: Ich darf nochmals über Nacht nach Hause. Last night on earth.

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