Ein lachendes Auge zum Abschied

Vor sechs Jahren übernahm ich – blauäugig, wie ich nun mal bin – das Präsidium einer für ländliche Verhältnisse mittelgrossen Baugenossenschaft. Ich wusste, dass ich in diesem Bereich noch viel zu lernen hatte. Aber ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass diese Aufgabe so viele Facetten hat und so viel Sinn macht. Beim Start hatte ich den Vorteil, dass ich mir meine Crew aussuchen durfte. Alle. Und das Team, das hier zusammenfand, harmonierte von Anfang an, so verschieden wir auch waren.
Das ging mir durch den Kopf, als ich hörte, mit welchen Worten Daniela Rupff, Vize-Präsidentin der Gemeinnützigen Baugenossenschaft (oben im Bild), sich von mir verabschiedete. Ich war von den Socken.

Von den Socken war ich auch, als sich vor, während und nach dem traditionellen Nachtessen «meine» Mitgenossenschafter und Innen von mir verabschiedeten. Offensichtlich haben sie es geschafft, mich zu mögen, auch wenn ich ihr Vermieter war und längst nicht zu allem ja und amen sagte. Auch konnte ich mich im einzelnen gar nicht mehr erinnern, was wir als Vorstände in den wenigen Jahren offenbar alles verändert und möglich gemacht haben. Ja, ich habe durchaus festgestellt, dass sich das Klima in der Genossenschaft verändert hat. Und an den Jahresabschlüssen war unschwer zu erkennen, dass wir die vormalige Schmürtzel-Politik (notdürftig reparieren statt richtig sanieren) gründlich geändert haben und daraus deutlich höhere Kosten und Investitionen resultierten. Aber dass sich die angetroffene Anspruchshaltung und die relative Gleichgültigkeit anderen Mitgenossenschaftern gegenüber in diesen Jahren so verändern würde, war nicht abzusehen. Ich habe den Eindruck, dass dies eine mitfühlendere Gemeinschaft geworden ist.

Diese Erfahrung mache ich in vielen Bereichen, nicht erst seit ein paar Monaten. Es kommt an, einerseits meine klare Haltung, aber auch «Seele» zu zeigen. Es lädt mein Gegenüber dazu ein, es ebenso zu tun. Freiwillig. Vielleicht wird man sich dadurch nicht schneller einig. Ganz sicher aber wird so Energie (fürs Verstecken) gespart. Und «es» lebt! Es fährt ein. Es bewegt. Dafür sind wir doch hier, oder?

So kann ich mit einem lachenden Auge auf die vergangenen sechs Jahre zurückblicken. Es hat sich gelohnt, für mich und hoffentlich auch für andere. Und was ich mit dem anderen Auge mache … nun ja, blinzeln, was denn sonst?

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