Das Wort spukt mir schon länger durch den Kopf. Und jedes Mal, wenn ich wieder Bilder dieser kenternden Boote, der Camps im Regen und Morast oder mitten in der Wüste, den endlos scheinenden Menschenkolonnen und die ebenso langen Stacheldrahtzäune in den Medien sehe, leuchtet FRONTEARS rot auf.
Ich habe in keinem Camp geholfen. Bin nur durch Bilder in den Medien betroffen. Genug.
Die einzigen Asylsuchenden und Flüchtlinge, denen ich begegne, sind jene, die es bis hierher geschafft haben, jene, die in der Autonomen Schule Zürich deutsch und anderes lernen. Der einzige andere Bezug, den ich sonst zu den Themen Flüchtlinge und Grenzen habe, sind Geschichtsfetzen meiner eigenen Familie, die irgend etwas damit zu tun haben, dass sie während des 3. Reiches «entartete Musik» (Jazz) in den Casinos am Bodensee gespielt haben, bis sie nicht mehr geduldet wurden. However. Das Thema «Grenzen» beschäftigt mich seit jeher.
Grenzen zeigen uns Besitzansprüche anderer auf.
Und Ängste. Und den Fokus auf Unterschiede, statt Gemeinsamkeiten.
Meine Auseinandersetzung mit dem Thema geschieht also nicht nur aus dem geschützten Heim heraus. Sie ist auch naiver und grundsätzlicher Natur und macht sich Gedanken um jegliche Art von Grenzen und das Leid, das diese verursachen.
Und darum will ich auch nur ein Wort darüber verlieren. Und dieses mitten auf einer Fotografie, die der Berliner Fotograf Grischa Schmitz 2006 in der Westbank geschossen hat.
Grischa erzählt beim inzwischen schon traditionellen gemeinsamen Signieren der Collab, wie es zu dieser Aufnahme kam. Und von den fünf, acht und bis zu elf Meter hohen Betonelementen, die die Mauerabschnitte bilden. 5000 Dollar kostet ein einziges Element. Und es sind abertausende davon nötig, ein- und auszusperren, Familien zu trennen und so etwas wie die Idee von Schutz in manchen Köpfen herzustellen. Unvorstellbar, was man mit diesem Geld sonst hätte bewirken können.
Danke Grischa, hier hat das Wort ein Zuhause gefunden. Und ich hoffe, dass das Bild einmal an einem Ort hängen wird, an dem es zu öffnenden Gedanken anregen kann.
Frontears-berührt und man wünscht sich nichts sehnlicheres als Entgrenzung von Besitzansprüchen und Unterschieden zwischen Menschen.
Der Fokus auf das Gemeinsame ist eine echte Herausforderung. Dazu braucht es die Zuversicht, dass der Gewinn grösser sein wird, als der Verlust.