Hallo Facebook, ciao Facebook

Du hast es innerhalb weniger Monate geschafft, für mich total uninteressant zu werden. Nicht nur, dass ich täglich zahlreiche Freundschaftsanfragen von nahezu Nackten bekomme. Ich sehe auch vor lauter Zielgruppen spezifischen (oder was du dafür hälst) Werbeposts die Posts meiner Freunde nicht mehr oder dann solche, die von vorgestern sind. Und dies, obwohl ich total hartnäckig immer wieder die Option «Neuste Meldungen» im Newsfeed anwähle.

Ausserdem ist nun auch völlig klar, dass du mir immer die gleichen Freundinnen und Freunde zeigst, und im Umkehrschluss auch immer dieselben (den grössten Teil davon) ausfilterst. Eine derartige Bevormundung ist mir seit meiner Kindheit nicht mehr untergekommen. Und muss ich auch nicht mehr haben. Remember: Gemäss fb-Regeln willst du hier auch gar keine Unmündigen, right?

Was denkst du? Bin ich wegen der Werbung auf Facebook? Oder geht es mir vielmehr darum, Dinge von meinen «Freunden» zu erfahren? Und zwar von denen, die mich interessieren. Nicht von jenen, von denen du denkst, sie könnten mich interessieren. Und wenn ich deren Posts nicht mehr sehe, was denkst du, wie lange ich noch auf Facebook bin?

Also: Du solltest dringend über die Bücher gehen und dich daran erinnern, warum du diese Plattform ins Leben gerufen hast. Und noch etwas: Du kannst mir nicht weismachen, du seist ausser Stande, rassistische, sexistische, Menschen verachtende Posts auszufiltern und entsprechende Profile und Seiten zu löschen, bei deinen Filter-Fähigkeiten!

Oder bist du am Ende Opfer deiner eigenen Algorhythmen?

Nachtrag

Es soll niemand sagen, ich sei nicht nachtragend. Was es mir zunehmend schwer macht, Facebook zu mögen, ist die fehlende oder die verloren gegangene Diskussionskultur. Diese Tatsache ist zwar nicht Facebook-spezifisch. Aber auf FB, da schriftlich, wird sie besonders offensichtlich.

Unterstellungen, mutwillige Falschinterpretationen, Polemik und Beleidigungen, unnötige Belehrungen und Absolutismen überall. Vor allem, wenn es um politische Dinge geht. Da wird zwar vorgegaukelt, diskutieren zu wollen. Aber meistens geht es dann doch nur darum, den anderen blöd hinzustellen oder für dumm zu erklären.
Alles ist schnell hingeschrieben, und auch wenn es dabei meist gleich sehr persönlich wird (im Gegensatz zu sachlich), scheint es die meisten nicht zu kümmern, wie gut oder schlecht es um das Selbstwertgefühl des Gegenübers bestellt ist.
Ganz besonders auf den Sack gehen mir Sätze, die mit «Ihr *Linken (wahlweise auch *Älteren, *Politiker, …) müsst doch einsehen, dass …» beziehungsweise mit irgendeiner Unterstellung wie «Du meist doch, es sei … blablabla …» beginnen. Damit wird die Unterhaltung von Anfang an für tot erklärt und offen das Desinteresse an der Reanimation dieser Kommunikationsleiche deklariert.

Da treff’ ich mich lieber mit Wildfremden an realen Stammtischen.

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