Satt?

Was habe ich zu verlieren? Was gibt es für mich zu gewinnen? Habe ich nicht schon alles? Alles ist schon da, gebaut, angepflanzt, organisiert. Bloss fällt es mir nicht – wie im Schlaraffenland – in den Mund. Ich muss ihm ständig hinterher rennen, noch irgend etwas erreichen, erfüllen, erledigen, damit ich es haben kann. Und wenn ich es dann habe, stelle ich meist fest, dass es das nicht war, jedenfalls nicht so, wie ich mir das von der Wirkung her vorgestellt habe, nämlich, dass sich so etwas wie eine Sattheit einstellen würde.

Ich habe aus verschiedenen Gründen in den letzten zwei Jahren keine neuen Bilder mehr gemacht. Zeitmangel und Gesundheitszustand liessen es nicht zu. Ausschlaggebend war aber ein Grund, den ich nicht hatte: eine Idee, die für mich gross und reizvoll genug war, um diese Arbeit überhaupt auf mich zu nehmen und wieder durch dieses Nadelöhr der Gefühle zu gehen. Ich habe gut reden, da diese Idee nun da ist. Und ich meinen aktuellen, aufgekratzten Zustand vergleichen kann mit jenem vorher, in Watte gepackt, dümpelnd, ungewiss.

Die Idee ist da, wenn auch nur als Fragment und nur in meinem Kopf. Und ich weiss jetzt schon, dass ich für die Umsetzung erst noch die Techniken dafür erlernen bzw. wiedererlangen, also erneut erst etwas erreichen, erfüllen muss, um hernach, wenn es denn gelingt, wenn alles vor mir hängt, vielleicht sogar in einer Ausstellung, für einen Augenblick so etwas wie Zufriedenheit zu verspüren. Und Ruhe zu haben. Und Stille. Ist das normal?

Ich habe schon alles, auch wenn ich ständig darum bemüht sein muss, diesen Besitzstand zu wahren. Doch für jedes Anliegen gibt es eine Anlaufstelle: Psychologen, Ärzte, Coaches, Amtsstellen, Antragsformulare, Gremien und Juries. Hier werde ich geholfen. Alles bestens. Es muss also an meinem subjektiven Empfinden liegen, dass ich den Eindruck habe, wir als Wohlstandsgesellschaft seien trotz allem in hohem Masse unzufrieden, oft sogar leer, hoffnungslos am Ziel, jeden Tag schon gelebt, jeden Traum schon geträumt und doch das meiste krass versäumt.

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Ein Gedanke zu „Satt?“

  1. Stay hungry
    A little bit
    Not too much

    Voll gesættigt zu sein steht nur Kindern zu die wachsen mussen
    Ach ja, wir wachsen ja bis zum Tode
    Na dann !
    Ich bin froh zu lesen dass Du noch Leerraum hast
    Es gibt doch noch so viel dazu zu fügen
    Numme nid juffle
    Every single step is a new step
    Und jedes Füsslein , noch so Klein , hinterlæsst einen Abdruck auf unserem Weg durch’s Leben .
    Stille ist überall
    aber sie will begehrt und eingeladen werden.
    Vielleicht ist diese Stille gerade der Ort in uns , in dem wir allé Fragmente zu einem Grossen « all in one «  ueberhaupt erst werden lassen
    Kœnnen ?
    Besitzzustand …
    Was fuer ein Irrtum
    Selbst im Tode verwesen wir
    Auf gehts
    Never too late to be an hot pepper
    Or a dreamer
    In any case let’s feel hungry
    💪
    здоровье
    zdorov’ye

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