Viel zu tun.

Seit meinem letzten Eintrag (22.04.2019) ist viel passiert. Die Monate waren prall gefüllt mit Arbeit. Mehr als ich verarbeiten konnte. Und mein neuer Chef hat – das darf ich wohl so sagen – bei mir gewisse Qualitäten entdeckt. Nach Jahren unter seinen Vorgängern, bei denen es mit meinen Beiträgen meist nur zwei Schritte vor- und dann wieder drei Schritte rückwärts ging, habe ich wieder Output und das Gefühl, etwas zum Ganzen beizutragen.
Zu einer Ausstellung, die diesen Herbst als «Genossenschaft Bellerive» in Zürich startet. Zu einer Sonderbeilage im Tages-Anzeiger, die diese Ausstellung sowie zahlreiche Anlässe begleitet. Eine ganz neue Qualität – jedenfalls seit dem Moment, in dem ich meine Selbstständigkeit aufgegeben habe. So wird mein Einkommen vom Schmerzensgeld wieder zum Lohn. So werde ich wieder zum Macher.

Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie ich bei meinem Engagement für die Kultur(politik) immer wieder erfahre. Da wimmelt es von schlecht informierten Menschen mit Vorurteilen von Stammtischen und aus der Tagespresse, die aber leider ein entscheidendes Wörtchen – beispielsweise bei der Kulturförderung – mitzureden haben. Manchmal wünschte ich mir, Intelligenz und Neugier würden subventioniert. Man könnte diese Gelder dann andernorts wieder einsparen.
Aber was soll’s: Kommunikative Null-Lösungen gibt es überall. Erstaunlich ist nur, dass sie – von den zugewiesenen Kompetenzen her – so viel zu sagen haben dürfen.

Es war so viel Arbeit (und ist es noch), dass ich meine gesundheitliche Situation fast vergessen habe. Zwar werde ich dann und wann früher müde. Und es drohen immer wieder mal die nächsten Untersuchungen. Aber diese haben bislang (fast) nur gute Ergebnisse erbracht. Sie erinnern mich jedes Mal daran, die guten Momente nicht einfach verstreichen zu lassen. Und sie bringen mich dazu, gute Momente zu kreieren. Dazu bedarf es selten einer besonderen Anstrengung. Meist ist es nicht mehr als ein genaueres, längeres Hinsehen: Eine Aussicht, ein paar Sommersprossen am richtigen Ort, ein Lächeln, ein guter Tropfen, eine angenehme Stimme, ein vertrauter Duft. Was immer es ist, es ist als Lebenszeichen willkommen.

Vor diesem Hintergrund kann ich es auch verschmerzen, wenn eine Ausstellung oder ein bestimmtes Projekt (für das ich auf Anfrage vor sieben Wochen Konzept und Kostenvoranschlag vorgelegt und seither nichts mehr gehört habe) nicht zustande kommen. Und ich bleibe als atmender Mensch ein Spielball von Euphorie und Niederschlag.
Denn trotz all meinem Streben nach der «wahren» Aussage, dem treffenden Bild, der besten Headline, dem richtigen Unterton fühle ich mich wie ein blinder Fotograf, der den Moment, in dem er abrückt, nach akustischen Kriterien wählt. Shit happens.

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