High risk – no fun.

Ich weiss nicht, wie es euch geht. Aber mir hängt meine Erkrankung allmählich zum Halse raus. Auch ist das Risiko gross, dass sie zu meinem Ich wird. Mittlerweile ist Halbzeit bei meiner BCG-Therapie, die mich jeden Freitag für ein, zwei Tage total in die Ecke wirft (sofern ich nicht schon wieder auf dem Töpfchen hocke), gefolgt von dämlichen Gliederschmerzen, als wär’ ich ein alter Mann. Ideale Voraussetzungen, um es mit einem komplizierten Alltag aufzunehmen.

In einem unangepassten Leben gibt es meist mehrere Schlachtfelder. Die Kunst, diese zu überleben, liegt wohl darin, die Schlachten nicht gleichzeitig zu schlagen. Manchmal ist das aber unvermeidlich. Auf die Dauer werden «Nichtangriffspakte» brüchig, bricht Ungeklärtes, Unausgesprochenes auf. Und selbstverständlich haben die Konflikte auch – aber nicht nur – mit der Krankheit zu tun. Je länger sie dauert, umso weniger fühle ich mich ernst genommen. Ganz egal, ob im Büro, zuhause, mit Freunden oder den verschiedenen Engagements: Irgendwann steht überall mein Zustand im Weg. Sei es, weil ich nur noch als Erkrankter, als 50 %-Arbeitskraft wahrgenommen, geschont oder gemieden werde, sei es, dass man meine kritischen Voten nicht mehr ernst nimmt und diese als Launen abtut. Ein Stück weit sehe ich mich sogar selber so. Oder rechne zumindest damit.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich nach mittlerweile zehn Monaten auf und ab mit Raumforderungen, Unauffälligem, Bösartigem, Einschnitten, Befunden und keinen Befunden und nun mitten in der BCG-Therapie leichter reizbar sein könnte als üblich. Um das zu kompensieren, reagiere ich aber langsamer als sonst, versuche überlegter zu handeln. Also nicht impulsiv. Oder nur ein wenig. Doch das nützt nichts. Wer mich nicht ernst nehmen will, hat nun einen guten Vorwand dafür.

Dabei hat meine neue Perspektive – viel Zeit zum Zusehen – nicht nur für mich viel zu bieten. Als ehemaliger Hitzkopf kann ich das nun besser beurteilen als je zuvor. Ausserdem sieht es schwer danach aus, als sei ich fürs Erste überm Berg. Bislang wurde nichts mehr gefunden. Die anhaltende Müdigkeit ist lediglich dem Umstand geschuldet, dass ich seit etwa acht Wochen nachts fünf Mal aufstehen muss, also keine Nacht mehr durchschlafe.

Nichts desto trotz habe ich den Eindruck, dass ich immer noch weit mehr Energie an den Tag lege als viele andere. Woran auch immer das liegen mag. Rechnet also mit mir. Im Guten wie im noch Besseren.

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8 Gedanken zu „High risk – no fun.“

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