28.02.17 – NO SMOKING

Meine bislang letzte Zigarette.

Was sind schon fünf rauchfreie Tage im Vergleich zu 38 Jahren mehr oder weniger von Dunst umwölkt und Rauch durchwirkt? Eigentlich nur ein Nebelschauplatz.
Ich bin vorsichtig. Nicht nur, weil ich konkret spüre, wie etwas an mir nagt, das ich nicht tue: Am 23. Februar, dem Tag der Operation, habe ich mit dem Rauchen aufgehört.
Ich hielt es für eine gute Gelegenheit, vor allem, weil ich dachte, dass ich ja eh im Bett liegen und schlafen würde, dröge von den Medikamenten, müde und gedämpft von den Strapazen. Doch weit gefehlt. „28.02.17 – NO SMOKING“ weiterlesen

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Das Wort zum Sonntag

26.02.17: Hilft sprechen gegen die Angst? Und hilft es Menschen, die allein hier eintreffen, wenn sie pausenlos in ihr Telefon reden? Wer hat Angst? Vor einem Befund. Vor dem Verlust eines geliebten Menschen. Vor den möglichen Einschränkungen, die eine Krankheit künftig haben kann.

Ich habe keine Angst. Warum das so ist, weiss ich nicht. Ich bin müde. Sehr sogar. Und das kann ich mir sehr gut erklären. Ich stehe in krassem Gegensatz zur Geschäftigkeit, zur Unruhe und Mitteilsamkeit um mich herum.
a) Habe ich das so kommen sehen? Nein.
b) Habe ich es in Kauf genommen? Ja.
c) Hätte ich etwas anders machen und es so verhindern können?
Selbstverständlich und vielleicht.
d) Habe ich es gewollt?

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GENESIS – IV

Fr, 24.02.17 – TUMORLOS: Piep-piep-piep … ich bin noch ich. Und erleichtert. Um geschätzte 200 Gramm Nierchen und einen fiesen kleinen Tumor. Und tonnenweise Steine, die mir vom Herzen fallen. Noch nichts gegessen. Und Medikamente, die dizzy und groggy und … anderes machen. Kann mal jemand den Hamilton-Filter wegmachen, bitte?

Sa, 25.02.17 – SCHNARCHATTACK: Kaum zu glauben, welchen Lärm zwei Männer mitten in der Nacht veranstalten können. Tja, irgendwann falle ich wohl einfach in Ohnmacht. Am Morgen erstmals aus dem Bett. Woo-uuu – mein künstlicher Horizont ist ziemlich flexibel. Und obwohl ich  noch immer nichts gegessen habe, habe ich fast 4 Kilo zugenommen! Alles Wasser.

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Abenteuer III

Do, 23.02.17 – ORIENTIERUNGSLOS, MIT ZIEL: Das Warten hat bald ein Ende. Ich danke allen für die guten Wünsche, die sie mir auf allen Kanälen geschickt haben. Ich bin überwältigt. Dann kommt meine Pflegerin … danke, ich nehme die kleine rote Pille. Ja, das Kreuzchen ist an der richtigen Stelle, auf der rechten Seite. Mann, bin ich nüchtern. Hat jemand eine Zigarette? Ach, im OP wird nicht geraucht? Kennen wir uns?

Ich werde wohl bis zum nächsten Morgen weg vom Fenster sein. Eine gute Gelegenheit, künftig auch noch die letzten paar Zigaretten vom Tagesplan zu streichen.

A bientôt.

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Ausnahmezustand II (Fortsetzung folgt)

Di, 21.02.17AUFNAHMEZUSTAND: Heute noch alles erledigen. Naja, wenigstens das Nötigste. Dass der Tag näher kommt, merke ich auch daran, dass ich a) bereits jeden dritten Gedanken an die OP verschwende und b) so seltsame Ideen habe wie «Robert de Niere» oder «Menu: Fegato alla veneziana.» Müsste nicht sein. Auch nicht das Wort «ruiniere». Was soll’s? Ich schaue noch den Raben zu.

Mi, 22.02.17 – PACKEN: Wieviele T-Shirts braucht man im Spital? Lange oder kurze Trainerhosen? Brauche ich Duschzeug? Duschen mit Löchern, öhm. Brauche ich meinen Laptop?
Eintreffen im USZ, kahle Gänge, Menschen mit Infusionen am rollenden Spiess. Gespräch mit der Anästhesistin, inzwischen schon fast Routine, Risiken und Nebelwirkungen, ja, ich weiss. Gespräch mit dem Operateur, Gespräch mit der Pflege, vor allem über das «nachher».
Ich habe kaum Zeit, mit der Kamera die kargen Flure zu filmen. Und zum Schluss habe ich Glück: Ich darf nochmals über Nacht nach Hause. Last night on earth.

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Warten, nicht abwarten.

Zwanzig Tage zwischen Urteilsverkündung und Vollstreckung, zwischen dem Moment, in dem mir der Chirurg eröffnete, dass der Tumor definitiv mit der Niere raus muss und dem tatsächlichen OP-Termin. Ich will das nicht dramatisieren. Es ist einfach verdammt viel Zeit zum Nachdenken. „Warten, nicht abwarten.“ weiterlesen

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Tumorvoll.

Wo soll ich anfangen? Ich habe auf FB so viele Andeutungen und Witze darüber gemacht, dass ich ein paar Menschen wohl ziemlich vor den Kopf gestossen habe. Das tut mir leid. Aber ich habe einfach keine Erfahrung darin, mit solchen Sachen umzugehen. Und für mich behalten konnte ich es nicht.

Am besten fange ich dort an, wo ich 2016 aufgehört habe: Am 8. Dezember streckte mich eine faustdicke Nierenkolik hinterrücks nieder, zwang mich buchstäblich in die Knie, auf alle Viere in der Permanence im Zürcher Hauptbahnhof. Aber anstatt einfach mal diese blöden Nierensteine zu finden, stiessen die Ärzte auf etwas, was sie zunächst «Raumforderung» nannten. „Tumorvoll.“ weiterlesen

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Ich verschwöre feierlich …

Am 20. Januar 2017 um 12 Uhr soll Donald Trump folgendes sagen:
«I do solemnly swear that I will faithfully execute the office of the President of the United States, and will to the best of my ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States.»

Vorausgesetzt, er bringt diese wenigen Zeilen des Amtseides für einmal ohne Beleidigungen und Drohungen über die trutzigen Lippen, wird der erste Knackpunkt wohl «faithfully» sein. Treu wem gegenüber? Mir bereitet aber vor allem «to the best of my ability» Kopfzerbrechen. Sein Wahlkampf hat hinsichtlich «best» wenig Hoffnung übriggelassen. Auch bezüglich «ability» hat er die Messlatte nicht gerade höher gelegt. „Ich verschwöre feierlich …“ weiterlesen

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Kulturlobby Winterthur – eine Erfolgsstory

Mitte 2012, kurz nach den Wahlen, läuteten in Winterthur die Alarmglocken: Das Budget der Stadt war aus dem Lot. Es drohte ein zweistelliges Millionenloch. Schuld sei dies, Schuld habe das. Auch der «ungerechte» Finanzausgleich (Zentrumslasten bzw. -leistungen) wurde als Grund genannt. Doch an ihm gab es nichts zu rütteln. Also zückten einige grosse Gemeinderäte flux den Rotstift um zu sehen, wo denn gespart werden müsste. Der Vorgang hat mich an meine Schulzeit erinnert:

Noch bevor mein Aufsatz das Pult des Lehrers berührte, hatte dieser schon den Rotstift zur Hand. Er ging also davon aus, dass daran etwas falsch sein musste.

„Kulturlobby Winterthur – eine Erfolgsstory“ weiterlesen

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LAMPEDUSA – ein Stück, das mir am Herzen liegt.

Das neue Jahr ist angebrochen. Und die Ernsthaftigkeit (im Lachen wie im Weinen) des Lebens beginnt von neuem. Aus diesem Grund lege ich euch den Besuch dieses Theaterstückes in meinem Lieblingstheater ans Herz.

ZUM STÜCK
Das Mittelmeer ist die Wiege der Identität Europas – Ausgangspunkt unserer jahrtausendealten Kultur, Sehnsuchtsort der Deutschen schon seit Goethes Zeiten. Heute wird es immer mehr zu einem gutbewachten Massengrab. „LAMPEDUSA – ein Stück, das mir am Herzen liegt.“ weiterlesen

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